Mittwoch, 26. Januar 2011
Nordafrikanischer Frühling?
Die Zeit zwischen den Jahren war friedlich, dafür beginnt das neue Jahr turbulent!
In Nordafrika lassen sich im Moment Ereignisse beobachten, die so nicht zu erwarten waren. In Tunesien zwingt, nach dem Selbstmord eines verzweifelten Bürgers, der Druck der Straße die Regierung, samt Diktator zum Rücktritt und zu freien Wahlen, in Algerien, Jordanien, Ägypten wird gegen die jeweilige Regierung demonstriert. Es entsteht gerade eine Freiheitsbewegung in Nordafrika.
Das positiv-überraschende daran ist, dass die Demonstranten bisher nicht von radikalen Kräften geführt werden, sondern dass die Bewegung scheinbar aus der Bevölkerung und dem gemäßigten Bürgertum kommt.
Es geht nicht um radikale religiöse oder politische Forderungen, es geht, so berichten es die Medien, um Grundbedürfnisse: Arbeit, ein menschenwürdiges Leben, Freiheit und am Ende, DEMOKRATIE.
Die Bevölkerung dieser Länder kämpft um Selbstbestimmung OHNE dass ein anderer Staat sie dazu überredet hätte. Dieser Umstand macht Hoffnung, Hoffnung darauf, dass Demokratie eine Staatsform ist, die weltweit Unterstützung finden kann, dass jedes Volk die Ideale der westlichen Welt auf eine eigene Art entwickeln und verwirklichen kann und zwar ohne Bevormundung oder Motivation durch die westlichen Demokratien!
In Nordafrika geschieht dies derzeit. Menschen wagen gegen Unterdrückung aufzubegehren und fordern die Rechte, die wir als selbstverständlich betrachten.
Natürlich ist dieser Prozess in einem frühen Stadium und man kann kaum abschätzen wie er ausgeht. Die Regime in Tunesien und den anderen Staaten könnten sich wieder stabilisieren, die Revolution könnte sich radikalisieren, alles könnte sich zum schlechteren wenden.
Aber ich habe die Hoffnung, dass die Verhältnisse in Nordafrika sich zum besseren wandeln könnten. In Tunesien haben die Demonstranten bereits Umsicht gezeigt, sie haben gezeigt, dass sie nachhaltige Reformen wünschen und weder Anarchie noch einen radikalen Umsturz anstreben. Auf der anderen Seite sind sie beharrlich genug um diese Forderungen auch durchzusetzen. Noch muss sich in Tunesien eine neue politische Klasse bilden, die Willens und Fähig ist das Land zu reformieren. Das wird seine Zeit in Anspruch nehmen aber ich bin guter Hoffnung, dass es gelingt.
Wie sich die Lage im Rest Nordafrikas entwickelt, lässt sich schwer abschätzen und hängt auch von Tunesien ab, dass derzeit auf Algerien und Ägypten ausstrahlt. Hier ist die Lage weit weniger bedrohlich für die Machthaber und weniger weit gereift. Dennoch scheinen diese Länder ebenfalls das Potential der Straße zu entdecken.
Mir bleibt die Hoffnung auf das Gelingen der Reformen und Revolutionen. Die Hoffnung auf eine Demokratie afrikanischer Prägung in diesen Ländern.
Ich hoffe die EU wird diese Staaten auf ihrem Weg begleiten und Unterstützen, ohne sie gängeln zu wollen. Es kann nur im Interesse Europas sein, die Selbstständigkeit Nordafrikas zu fördern.
Außerdem hoffe ich, dass Israel sich nicht durch die Anarchie der Nachbarstaaten bedroht fühlt. Israel und die EU sollten diesen Prozess zwar unterstützen, aber mehr aus dem Hintergrund. Säbelrasseln oder starke Einmischung rufen zu schnell radikale Elemente auf den Plan, die sich diese Bewegungen zu nutze machen könnten.
Mir bleibt aber die Hoffnung, dass dieser "nordafrikanische Frührling" besser endet als 1968 der Prager Frühling. Tunesiern, Ägyptern, Algeriern und Jordaniern wünsche ich auf jeden Fall den Mut, die Ausdauer und das nötige Glück um ihr Schicksal selbst bestimmen zu können!

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